Infografik
Infografik zum One-Health-Ansatz.
Thema

Mensch, Tier und Umwelt gemeinsam erforschen

In Greifswald entsteht mit dem Helmholtz-Institut für One Health ein neuer HZI-Standort, der die Erforschung menschlicher und tierischer Gesundheit mit Umweltfaktoren verknüpft.

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung bekommt einen neuen Standort in Greifswald. Dieser Beschluss aus dem November 2019 war der Startschuss für den Aufbau des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH). One Health-Forschung (wörtl.: eine Gesundheit) untersucht die Schnittstelle von menschlicher Gesundheit, Tiergesundheit und Umwelt. Dafür vereint das HIOH die Kompetenzen des HZI mit denen der Universität Greifswald, der Universitätsmedizin Greifswald und des Friedrich-Loeffler-Instituts in einer interdisziplinären Einrichtung.

"Menschliche Krankheitserreger gefährden auch Wildtiere und wir müssen sie vor diesen Keimen schützen"

Prof. Fabian Leendertz, Gesundheitsdirektor des HIOH

Wie zukunftsträchtig der One Health-Ansatz ist, hat nicht zuletzt die Coronavirus-Pandemie gezeigt. Auch wenn der genaue Ursprung von SARS-CoV-2 noch unbekannt ist, gilt ein Überspringen von Fledermäusen als wahrscheinlichste Quelle. Daher kann die globale menschliche Gesundheit nicht isoliert betrachtet werden. Sie ist ein Produkt des Zusammenspiels von Menschen, Tieren und der Umwelt. Durch den Klimawandel und das Vordringen in unberührte Lebensräume erhöht sich auch der Kontakt mit unzähligen bekannten und unbekannten Krankheitserregern. Die Folge können neue Infektionskrankheiten sein, darunter auch einige mit Pandemiepotenzial. „Die Übertragung von Erregern zwischen Menschen und Tieren ist jedoch keine Einbahnstraße. Menschliche Krankheitserreger gefährden auch Wildtiere und wir müssen sie vor diesen Keimen schützen“, sagt Prof. Fabian Leendertz. Der Veterinärmediziner wurde im Mai zum Gründungsdirektor des neuen Instituts bestellt.

Fabian Leendertz
Fabian Leendertz wurde zum Gründungsdirektor des HIOH bestellt.

Fabian Leendertz, der bisher am Robert Koch-Institut in Berlin forschte, hat jahrelange Erfahrung in der Untersuchung von Krankheitsausbrüchen im Urwald, insbesondere in Afrika. Neben der Suche nach dem Ursprung der Ebola-Epidemie von 2014 hat er auch schon Milzbrand bei Schimpansen erforscht und erst kürzlich eine vielbeachtete Studie zu Lepra bei den Menschenaffen veröffentlicht. Die Wissenschaftler:innen am HIOH werden aber auch in weniger exotischen Ländern Feldforschung betreiben. „Mecklenburg-Vorpommern ist stark landwirtschaftlich geprägt. Das bietet uns beispielsweise die Möglichkeit, die Übertragung von Antibiotikaresistenzen zwischen Tieren und Menschen zu untersuchen“, sagt Leendertz. Neben neuen zoonotischen Erregern und Antibiotikaresistenzen ist die Evolution von Krankheitserregern der dritte Forschungsschwerpunkt am HIOH. Insgesamt sind dafür am Standort Greifswald drei Abteilungen und drei Nachwuchsgruppen vorgesehen. Eine One Health Surveillance-Plattform komplettiert das Forschungsprogramm. Sie sammelt umfassende Langzeitdaten über die Gesundheit von Mensch und Tier sowie Umweltfaktoren.

Externe Expert:innen haben dieses wissenschaftliche Konzept des HIOH bereits begutachtet. Nach dem positiven Votum der internationalen Gruppe aus Gutachter:innen und Vertreter:innen des Helmholtz-Senats wird das HIOH nun offiziell gegründet. Perspektivisch soll es ein Institutsgebäude auf dem Campus der Universität Greifswald bekommen. Bis zum Umzug arbeiten die Mitarbeiter:innen in Räumlichkeiten der Universität und der Universitätsmedizin. Am 26. April 2022 wird in Greifswald ein Eröffnungsfestakt für das HIOH stattfinden. Im Anschluss präsentiert sich das HIOH in einem zweitägigen Symposium der Fachöffentlichkeit.

Autorin: Charlotte Wermser

Charlotte Schwenner

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Dr. Charlotte Schwenner
Wissenschaftsredakteurin